Zu meiner Jungedzeit war Fernsehen das wichtigste Schulhofthema - genauer gesagt das Westfernsehen, aber das West- ist hier ohne weiteren Belang. Mit Westfernsehen meine ich die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten ARD und ZDF. Als die privaten Sender an den Start gingen, war meine Schulzeit gerade beendet und und wenig später endete auch der Kontext des Begriffs "Westfernsehen". Denn im vereinigten Deutschland muß man keine Repressalien fürchten, wenn man einen bestimmten Sender sieht, zumindest keine von staatlicher Seite. Die Repressialen, die man durch das - was dort auf der Mattscheibe läuft - ertragen muß, bleiben natürlich bestehen und werden immer schlimmer.
Noch recht gut kann ich mich an eine Sendung erinnern - ich glaube es war eine "aktuelle Schaubude" -, in der ein Familie besonders ausgefallener Menschen gezeigt wurde. Es waren Menschen, die keinen Fernseher zu Hause hatten. Socherlei Menschenschlag war mir damals fremder als zum Beispiel E.T. oder Alf der Außerirdische. Ein Leben ohne Fernseher konnte ich mir als Jugendlicher einfach nicht vorstellen. Jeden Morgen, wenn wir Schüler uns vor dem Unterreicht auf dem Schulhof versammelt haben, wurde zuallererst und hauptsächlich über das Fernsehprogramm des vergangenen Abends gesprochen. Insbesondere die endlosen amerikanischen Serien des Vorabendprogramms, mit Helden wie Colt Seavers, Captain Future &Co, wurde ausgiebig durchgesprochen. Heute kann ich mir zwar nicht mehr vorstellen, was an diesem Programm überhaupt diskussionswürdig war, aber vermutlich schuf das Programm das Gemeinschaftsgefühl einer Quasi-gemeinsamen-Erfahrung. Man mußte die Serien gesehen haben, um mitreden zu können - um dazuzugehören.